Selbstgesteuertes Lernen ist gängige Praxis
Im Rahmen einer Seminararbeit an der Universität Duisburg-Essen im Masterstudiengang Erwachsenenbildung/Weiterbildung habe ich mich mit der Frage auseinander gesetzt, inwiefern das arbeitsprozessorientierte Lernen in der IT-Weiterbildung Einzug erhalten hat. Innerhalb des IT-Weiterbildungssystems ist der Ansatz der Arbeitsprozessorientierung bereits zuvor curricular verankert worden. Dieser Ansatz zeigt deutlich: klassische Lehr-Lern-Szenarien in denen der Dozent bloßes Fachwissen vorträgt, sind heute nicht mehr ausreichend.
Entsprechend den heutigen Arbeitsanforderungen, die sich durch Team- und Projektarbeiten auszeichnen, setzt man auch in der betrieblichen Weiterbildung vermehrt auf non-formale Lernformate. Ziel ist es, die Anwendbarkeit des Erlernten deutlicher hervorzuheben und praxisnaher zu lernen. Dies kann erreicht werden, indem beispielsweise, wie im Arbeitsalltag üblich, direkt in der Gruppe an Problemlösungen gearbeitet oder nach konkreten exemplarischen Lösungsstrategien in einem Projekt gesucht wird. Meine durchgeführte Befragung von IT-Experten bestätigt diesen Trend.
Die Befragten waren sich größtenteils einig: So sind soziale und personale Kompetenzen, wie Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Flexibilität, etc. von nahezu allen IT-Professionals als sehr relevant eingestuft worden.
Zur Frage: „Wie häufig kommt es bei der täglichen Arbeit vor, dass man vor neue Aufgaben gestellt wird, in die man sich erst hineindenken und einarbeiten muss?“ waren über 80% der Befragten der Meinung, dass dies häufig oder gar sehr häufig im Arbeitsalltag vorkommt. Dass man so auch oft vor persönlichen Herausforderungen steht, wurde ebenfalls deutlich bestätigt. Es ist das erwartete Spiegelbild der heutigen Arbeitsanforderungen. Die Mehrzahl der Befragten gab an, dass man selbstständig (65%) und selbstgesteuert lernt (62,5%). Grundsätzlich ist die Akzeptanz gegenüber einer unterstützenden Online-Lernplattform bei rund 57% gegeben. Blended Learning (58%) und webbasierte Lernveranstaltungen (53%) zeigen ähnlich hohe Akzeptanz.
Die kurze Halbwertszeit von Wissen erfordert ständig schnelles Handeln und eine rasche Auffassungsgabe. Der Anspruch liegt darin, sich mit neuen Problemen ad-hoc und gekonnt auseinandersetzen zu können. Der Lernende steht somit im Vordergrund des Lernprozesses und der Dozent fungiert zunehmend als Lernbegleiter oder Berater. Die heutigen Technologien bieten dabei eine gute Unterstützung, um dem flexiblen Anspruch gerecht zu werden und Selbstgesteuertes Lernen zu ermöglichen. Lernen und Arbeiten gehören heute mehr denn je zusammen und sind nicht mehr separat zu betrachten. Das Lernen im Kontext der Arbeit realisiert einen hohen Praxisbezug, einen effektiveren Transfer und erhöht zudem die Motivation der Lernenden.