Das Wissen, welches wir heute als Individuum haben, resultiert aus einem kontinuierlichen Austausch mit unserer Umwelt. Woher aber weiß der Mensch, welche Dinge bedeutend sind und welche Informationen abgespeichert werden sollten? Wie erschließt sich uns dieses Wissen?
Wir leben in einer Welt, in der wir fortwährend Eindrücken ausgesetzt sind, die es zu filtern gilt. Ein Medium, mit dem wir in diesem Zusammenhang kontinuierlich interagieren, welches jedoch häufig unterschätzt wird, ist unser eigener Körper. Mit ihm bewegen wir uns in verschiedenen Räumen, aus denen wir Informationen entnehmen, verarbeiten und auch selbst hinzufügen. Mithilfe unserer Stimme, Mimik und Gestik interagieren wir mit anderen Personen, Computern oder Büchern. Aus dieser Interaktion heraus filtern wir unaufhörlich unsere Erfahrungen und bauen unseren Wissensschatz auf. Der Körper ist jedoch ein Medium, aus dem wir nichts bewusst löschen können, weswegen wir schon von klein auf lernen, Informationen, die aufgenommen werden, gut zu filtern und „abzulegen“.
Solch eine Filterung will jedoch gelernt sein. Sie erfordert einiges an Expertise und auch Zeit. Da alles Wissen durch den Körper gefiltert wird, bevor es vom Gehirn aufgenommen wird (wir „klicken“, „blättern“, „diskutieren“ uns durch die Informationsebenen), wird schnell klar, dass der physische Raum des eigenen Körpers eine Verlinkung zwischen Außenwelt und der internen Wissensverarbeitung darstellt. Hierbei interagiert der Körper mit verschiedenen Medienformen, welche dann demzufolge auch die Aufnahme des Wissens beeinflussen und verändern können. Kann ich mich zurücklehnen und beispielsweise einem Podcast zuhören? Muss ich beobachten oder sollte ich selber etwas tippen, um Informationen aufzunehmen?
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Dieser Einfluss des menschlichen Körpers in der Informationsaufnahme sollte demzufolge nicht unterschätzt werden. Der Körper selbst ist das Medium, welches mit der Umwelt interagiert, um an Wissen heranzukommen. Lernen bedeutet also, dem Körper die Zeit zu geben, sich mit dem Wissen befassen zu dürfen – es sozusagen „sacken“ zu lassen. So kann es später in unserem internen Wissenspool Verankerung und dadurch auch Anwendung finden. Für den Lehrbereich bedeutet dies, beim Einsatz der Medienformen einen roten Faden erkennen zu lassen. Man sollte der menschlichen Sensorik helfen, Informationen gezielt aufzunehmen, ohne abgelenkt oder überfrachtet zu werden. Zu viele Quizze, Klicks oder „schnelle Lernvideos“ an unangebrachten Stellen holen häufig eher aus dem eigenen Denken heraus, als dass sie von Nutzen wären. Medienformen müssen also in erster Linie aus Inhalten heraus entstehen und mit Bedacht eingesetzt werden. Es sollte eine sogenannte „Vorfilterung“ stattfinden, in der bestimmt wird, welche Information nun mit welcher Medienform am besten vom Körper aufgenommen werden kann.
Oft hört man von Unternehmen, dass wenn es um E-Learning geht, das Neueste und das Aufregendste gewünscht ist. Dies sollte nach dieser Erkenntnis jedoch nicht das vorrangige Ziel sein. Lernen bedeutet, effizient zu filtern und dem Gehirn die Möglichkeit zu geben, Wissen nutzbringend zu vernetzen und abzuspeichern. Es erfordert Zeit, um sich auf die eigentliche Wissenswahrnehmung und -verarbeitung zu konzentrieren. Diese Wissenserarbeitung sollte bewusst geführt werden. Wir brauchen ein Konzept, welches die Inhalte vor die Medienformen stellt. An der Stelle des Entertainments sollte also der Nutzen stehen und die Frage, welche Information mit welcher Medienform am besten zugänglich gemacht werden kann. Die eigentliche „Form“ des Mediums darf dabei nicht in den Vordergrund rücken.