E-Learning darf nicht mit Edutainment verwechselt werden

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Sobald heute über das Thema E-Learning gesprochen wird, ist man sich schnell einig, dass man unbedingt Lernvideos braucht. Es geht sogar so weit, dass die Lernzeit exakt in Minuten und Sekunden angegeben wird. Nämlich der Summe der Länge aller Videos in einem Kurs. Das ist sehr praktisch. Insbesondere für die genaue Berechnung der Lernzeit. In Unternehmen mit mehreren hundert Mitarbeitern muss das ja auch genau geplant werden.

Außerdem sind Videos schnell und einfach erstellt. Jedes Smartphone kann hochaufgelöste Videos drehen. Auf Youtube kann man sehen, wie gut das geht. Und zu fast jedem Thema gibt es dort auch Videos. Am besten nicht länger als 5 Minuten, sonst dauert das zu lange. Und darüber hinaus gibt es ja noch Videoplattformen wie Video2Brain oder Lynda. Perfekt.

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Die spannende Frage dazu: Welchen Effekt außer Zeit aufzuwenden bringt die Medienform Video tatsächlich? Fast jeder ist der Meinung, in Videos seien Inhalte zugänglicher als in Texten. Vielleicht sind sie aber auch nur leichter zu konsumieren? Man kann sich zurücklehnen und fertig. Hinsetzen und Film ab. Kein Umblättern mehr. So wie Serien gucken. Aber wer weiß denn nach 3 Tagen noch, was in der 5. Folge der neusten Serie genau passiert ist? Wahrscheinlich keiner. Ist aber auch nicht so wichtig – ist ja nur Unterhaltung.

Mir scheint, dass E-Learning heute oft mit Edutainment verwechselt wird. Also sowas wie die Sendung mit der Maus oder Galileo. Sehr aufwändig produzierte Videoclips, die anschaulich etwas darstellen. Wir verbringen Zeit mit dem guten Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben. Für gezielte Aspekte des Lernens sind Videos auch eine prima Medienform.

Mehr als 10 Jahre Erfahrung im Bereich E-Learning und Weiterbildung für IT-Experten haben uns gezeigt, dass es vielmehr auf die zielgerichtete Zusammenstellung geeigneter Medien- und Lernangebote ankommt. Video ist immer nur ein Element. Aber niemals die eine Lösung. Denn etwas Neues zu erlernen und im Berufsalltag einzusetzen, ist in der Regel anstrengend. Das geht nicht, ohne aktiv etwas zu tun und dabei auch Fehler zu machen. Es kostet Kraft und Energie. Daher sollte jeder skeptisch werden, wenn nur durch Videos ein schnelleres Erlernen von Fähigkeiten versprochen wird. Dann schaue ich mir lieber einen guten Film an.

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Prof. Dr. Tobias Brückmann

Prof. Dr. Tobias Brückmann ist Gründer und Geschäftsführer der CampusLab GmbH. Als Hochschullehrer und Gründer arbeitet Tobias Brückmann kontinuierlich an der Professionalisierung und Optimierung von industriellen Softwareprozessen. Zum einen als Trainer und Consultant bei CampusLab. Zum anderen als Professor für das Fachgebiet Software Engineering in der Wirtschaftsinformatik an der IUBH Internationale Hochschule.